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Vesta: Das Geschenk der Feuerfrauen

Viel geht astrologisch auch ganz unbemerkt an uns vorüber, wenn es sich nicht um die großen üblichen Verdächtigen unter den Planeten handelt. Dass Vesta jetzt seit einiger Zeit aus dem Krebs in die große Jupiter-Uranus-Spannung hineingrätscht, fällt nur denen auf, die diese kleine römische Göttin unter den Asteroiden auf ihre Aussagekraft hin schon länger beobachten.

Denn dann erst zeigt sich, was sie an Stärke im Radix oder Transit zu bedeuten hat. Und was uns fehlt, wenn etwas ihre heilige Aura mundan angreift. Aus aktuellem Anlass also noch mal unser aktualisiertes Vesta-Portrait - das auch Aufschluss über astrologische Talente im Zeichen der Feuerfrau gibt. Oft bei Sonne- oder Uranus-Vesta-Aspekten (siehe Liste der Astrologen).

Und vielleicht zeigt sie nun auch, wieso die sonst so oft praktisch sprürbare Fruchtbarkeit der Emotion unter der aktuellen Dauer-Rettungs-Notwendigkeit aufgerieben wird. Zwischen Uranus und Jupiter, dem Wunsch nach Veränderung und vielen zu großen Visionen. Was dann die Gefühle überflammt. Persönlich und in den Gesellschaften: Wer das Feuer hat, hat stets die Macht. Das dachten sich die Götter schon damals, als sie Prometheus hart bestraften, weil er den Menschen mit den heiligen Flammen ihr letztes Geheimnis zur Verfügung gestellt hatte. Astrologisch haben Funken, Flammen, Brände natürlich prioritär immer mit dem Element von Mars, Sonne und Jupiter zu tun. Sie sind deshalb eng an Widder, Löwe und Schütze gekoppelt. Auch wenn dazu die Vesta, mit ihrer starken Anbindung an dieses kreative Element, heute ihre Flammen und Blitze mitten in die Gefühlswelt der emotionalen Eigenständigkeiten wirft. Und dabei angeschlagen ist in ihrer helfenden Grundierung und unterstützenden Einsicht von der gegenwärtigen Konflikten aus der kardinalen Opposition.

Seit Jahrtausenden galt uns Menschen alles, was brannte, Wärme und Helligkeit erzeugte, als Abbild des himmlischen Lichts. Es konnte drohend sein wie Blitze und erschütternd wie ein spuckender Vulkan. Aber auch hilfreich wie die Glut, die nachts, als das Feuer zu den Menschen kam, Höhlen und Häuser in wärmende, schützende Orte verwandelte. Soweit ist auch in der Astrologie alles geklärt. Wirklich? Nein. Denn es gibt diese anderen Botschafter. 

Die kleine Schwester der Sonne, des mächtigen, männlichen Gestirns, der Geburts-Charts eine irdisch-feurige Qualität verleiht, ist nämlich eben jene VESTA. Einer der größten und trotzdem immer wieder vergessenen Asteroiden. Ein astrologischer Katalysator, der im Radix-Horoskop eine unglaublich gleißende, verwandelnde Qualität entstehen lassen kann. Obwohl er immer wieder versuchsweise der eher bescheidenen Jungfrau zugeordnet wird. Was angesicht des römischen Vestalinnen-Kults naheliegend war, aber in der Praxis fraglich bleibt. Wenn man Vesta nur öfter beachtete. Was leider nur selten der Fall ist.

Die Sonne symbolisiert astrologisch das Licht am Himmel, den Fokus und Mittelpunkt, auf den wir uns ausrichten. Vesta im Geburts-Chart gibt uns die Zündschnur dazu. Sie kann Flammen in heiliges Feuer verwandeln, in Kriegsgerät oder leidenschaftliche Vision, wenn sie einen anderen Punkt im Radix berührt. Wie einige der Asteroiden, Kentauren oder auch der viel diskutierten, zeitlich "neuen", astrologischen Faktoren (wie Lilith) arbeitet sie, bei genauer Betrachtung, als eine Art Trigger. Damit stellt Vesta eine besonders wichtige Fußnote zur Achse Löwe-Wassermann oder Sonne-Uranus, ihren beiden Pol-Herrschern, dar. Sie bebildert das Feuer der Idee und die kühle Luft des Geistes auf der Erde. Wodurch sie aber noch lange nicht zwangsläufig erdig wird.

Feuer bleibt Feuer. Es ist nicht domestizierbar, sondern bestenfalls zu kontrollieren. Dass sich bei Vesta zunächst auch alles eher um dieses Element dreht, wird bereits durch ihre mythologische Herkunft sichtbar. Ihre Flammen verschmelzen im individuellen Geburtsbild die Qualitäten aller drei anderen Feuerzeichen zu einer Art Titelzeile. Eine Überschrift für das, wofür wir brennen. Besonders deutlich wird ihre Katalysator-Funktion, wenn sich Planeten finden, mit denen der Asteroid "in touch" kommt - entweder als Teil einer größeren Figur oder als einzelner "Buchstabe" des astrologischen Alphabets. Man kann sich Vesta wie ein Initial vorstellen. Oder besser, als die Initialzündung.

Richard Vetter, einer der gründlichsten, modernen Vesta-Forscher, nennt als eins der Bilder für sie auch "ein glühendes Stück Kohle" (siehe Webseite AstroInfo). Er schreibt ihr eine Wirkung als kosmischer Verstärker der jeweils berührten Planeten-Kraft zu. Dabei fand er eine "reinigende und verzehrende Energie" bei fast übermenschlicher Leidenschaft". Vor ihm haben sich u.a. Christian Meier-Parm und Hans-Hinrich Taeger so mit dem Asteroiden beschäftigt, dass er in Fachkreisen wenigstens debattierbar geworden ist. Allerdings geistert immer noch die Jungfrau als Vestas Domäne durch die Analyse-Landschaft. Eine Zuordnung, der auch Vetter nicht folgt. 

Das wird verständlich, wenn man beispielsweise Astrologen-Horoskope auf ihre Vesta-Verbindungen untersucht - siehe Kasten oben. Selbst der Entdecker des Asteroiden, Heinrich-Wilhelm Olbers, hat im Radix eine der typischen Konstellationen, ein Uranus-Vesta-Quadrat. Begreift man Vesta experimentell als Zünder feuriger und geistiger Anlagen, wundert es nicht mehr, wie häufig gerade bei denen, die in die Sterne schauen, Sonne- oder -Uranus Verbindungen mit der alten Göttin der heiligen Feuer anzutreffen sind. Samt der folgenden Einsichten, bei denen sich kreativ Subjektives mit Objektivierbarem zu Geistes-Rebellionen verbindet.

Das besondere Geschenk der Feuerfrauen, der geheimnisvollen Vestalinnen, die in einem der geschütztesten Bereiche des alten Roms die Flammen bewachten. Mitnichten also ein Feld-, Wald- und Wiesenfeuer auf dem heimischen Herd, sondern der Mittelpunkt der magischen Bereiche. Die letzte irdische Treppenstufe vor dem Göttlichen, das den Menschen die Flammen so überaus ungern geschenkt hatte.

Von all jenen, die sich je mit Vesta als astrologischer Faktor beschäftigten, kamen neue Impulse zur Beleuchtung dieses so ganz anderen himmlischen Lichts. Es spielt dennoch in vielen Horoskopen eine Hauptrolle, ohne dass es wichtig- oder auch nur wahrgenommen würde. Auch eine typische Neben-Erscheinung der mythologischen Analogie. Um Vesta ist und war immer ein Geheimnis, ihre Tempel-Bereiche duften von Normalsterblichen nicht betreten werden. Das spricht eher für Löwe-Wassermann als ihre Heimat-Achse. Denn Vesta symbolisiert ja weniger den Wert des Herdes, sondern des Feuers selbst, als Prinzip, das in ihm brennt und seinen unabhängig, von häuslichen Dingen zunächst getrennten Charakter. Im Chart symbolisiert sie daher wohl auch mehr die irdische Wirkung des göttlichen Funkens und markiert damit erst die Pforte zur Nutzbarkeit (Jungfrau als Folge des Löwen) oder zum ewigem, heiligen Geheimnis (Fische als Folge von Wassermann).  

Traditionell haben Frauen auch zuhause das Feuer gehütet und die Männer es genutzt. Feuer stand für den göttlichen Funken, das letzte Herrschafts-Instrument des Olymp. Als es den Menschen durch eine List gegeben wurde, hat man Prometheus hart dafür bestraft. Mit dem Funken, der am Sonnenwagen Helios angezündet wurde, erhielten die Menschen auch ihre individuelle (Löwe) letzte Unabhängigkeit (Wassermann) von den göttlichen Fügungen (Schütze) und Illusionen (Fische). Sie rutschten nach Stier und Skorpion ab, in die Achse des Überlebens, in physischer und emotionaler Existenz.

Vesta gehört für mich ins fixe Kreuz, das diese vier Zeichen beinhaltet.

Die Macht der Vestalinnen war in Rom groß. Sie hatten Rechte wie römische Männer, unterstanden nur dem Pontifex und mussten sich (nur bis zum dreißigsten Jahr, weshalb die Legende von der eigen Jungfräulichkeit falsch ist) zur Keuschheit verpflichten. Löwe-Wassermann kreuzt Stier-Skorpion. Hier liegen auch immer die fleischlichen Lüste. Haus 5 und Haus 8 sind konnotiert mit Sexuellem, aber auch Enthaltsamkeit. Auch dies ein Hinweis darauf, dass Zuordnungen zum Jungfrau-Prinzip der Vesta zu kurz greifen.

Dich, Amata, ergreife ich als vestalische Priesterin, die die heiligen Handlungen ausführen soll, wie sie die Vestalin nach Recht und Gesetz zum Wohle des römischen Volkes und der Quiriten auszuführen hat.

Die "Berufungs-Formel" der Priesterinnen der Vesta verlinkt ebenfalls auf eine Verbindung zu den fixen Zeichen. Im Skorpion liegt die Bindung, ebenso wie das "Ergreifen", das Festhalten, das Klammern und nicht Lösen. In der Amata, der Liebenden, wie die neue Vestalin genannt wird, das gegenüberliegende, erdige Venus-Prinzip. Ab hier ist die Vestalin mit ihrem Körper und Herzen den Göttern verpflichtet. Skorpion-Stier erdet Feuer und Funke, Löwe und Wassermann. Was wenige wissen: Das Dienen der Vestalinnen war nie untergeordnet oder servil wie das jungfräuliche Prinzip im "Dienste" einer Anstellung steht. Mit dem Aufstieg als Vollstreckerin des Göttlichen erhielten die Frauenungewöhnlicher Weise absolute rechtliche Selbständigkeit und durften Besitze, Eigentümer, Grenzen allein verwalten und bestimmen. Keine von ihnen brauchte mehr die Erlaubnis eines Mannes, wie alle sonst, um ihre Angelegenheiten zu entscheiden. Vestas Unabhängigkeit und Autonomie im Horoskop wird hier überdeutlich.

Die Feuerfrauen der Vesta hatten in Rom außergewöhnliche Privilegien. Bodyguards, wie sie sonst nur Senatoren oder anderen hohen Amtsträgern zustanden, die Freiheit am Gesellschaftsleben teilzunehmen und die Pflicht, als einzige - außer dem Pontifex - das heilige Herz des Tempels betreten. Dort durfte das Feuer nie erlöschen. Sie wohnten in einem eigenen Haus, neben dem Tempel. War ihre Dienstzeit, jene dreißig Jahre, um, stand es ihnen frei, eine Familie zu gründen oder zu heiraten. Viele taten das nicht. Vesta ist frei wie Uranus, ihr großer Bruder. Sie hütet das Herdfeuer, aber sie nutzt es nie wie eine Magd. Wer einer Vestalin auf dem Weg zur Hinrichtung begegnete, der durfte überleben. Wer unter ihrer Sänfte hindurch kroch, starb.

Im Radix zeigt Vesta - für meine Begriffe - darum unter anderen den freien Kanal von Uranus zur Sonne an. Ihre Frage ist: Wie gelangt der göttliche, geistige Funke (Wassermann) in das individuelle Sein (Löwe)? Wo finden Objektivität und Subjektivität zusammen? Wie lässt sich Kälte durch Wärme auflösen und Hitze von Kühle beruhigen? Für mich ist Vesta im Horoskop darum auch immer ein Balance-Punkt zwischen den abstrakten und konkreten Formen des Seins. Stier-Skorpion wird durch Löwe-Wassermann austariert. Vesta ist einer der Schlüssel, wie und in welchen Bereichen des Lebens wir dazu aufgefordert sind, eine besondere (Löwe) Freiheit (Wassermann) des Lebens für andere zu anzufachen, zu hüten und zur freien Verfügung zu stellen. Darin bleiben wir autonom und im wahrsten Sinne des Wortes un-abhängig. Deshalb ist Vesta im Radix in Bezug zu Achsen oder Planeten auch so wichtig. Schnellläufer mit Vesta zeigen - meiner Ansicht nach - persönliche Geschenke und Wissen an. Langsamläufer einen starken Zugang zu transpersonalem Wissen. Jeder nach seiner Fasson.  

Nutzen (Jungfrau) dürfen diese, unsere Gaben, dann tatsächlich die anderen.

Überarbeitete Version - zuerst erschienen bei Loop! am 29.7.2012 

Bilder (bearbeitet): Dietrich Krieger [CC-BY-SA-3.0 (HTTP://CREATIVECOMMONS.ORG/LICENSES/BY-SA/3.0)] [Public domain], via Wikimedia Commons

Freitag, 29. März 2024

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