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Buntes

Der Fall Jan Delay gegen Heino

Eigentlich ist es ja nur eins dieser üblichen Battles zwischen Generationen. Denn ziemlich deutsch sind sie beide. Heinz Georg Kramm, Schütze mit Sonne-Neptun Quadrat, genannt Heino, und Jan Phillip Eißfeldt, vermutlich Jungfrau ("Wenn ich zum Beispiel morgens vor die Tür gehe und einen Fleck auf dem Schuh habe, dann fühle ich mich schon scheiße..."), genannt Jan Delay. Schlagerheld mit Volksmusik-Beiklang und neuerdings hipper Ältest-Rocker trifft "Dizzer". Wie bei nicht mehr ganz jungen HipHops, Raps oder Funks zuhause üblich, pinkelt der gern mal andere verbal an und denkt sich vielleicht etwas, vielleicht nichts dabei. Mit gemutmaßtem Merkur-Mars-Pluto Jungfrau-Waage erst recht nicht. Jan Delay (übersetzt: Verzögerung) zieht die Nazi-Karte, weil Heino mal ein Lied von ihm gecovert hat, und der wiederum, ethisch aufrecht und hochsensibel, durch Venus und Mars im Skorpion, stellt Strafanzeige. Was für ein Durcheinander, nur für das Image, das der eine dem anderen wohl übel nimmt, womit sich ausgerechnet der Neu-Populist Delay als typisch germanisch outet. Das ist nicht lässig, nicht cool, das ist einfach nur langweilig und Seifenboden des Show-Business.

Zu dumm, wo man doch so gern völlig anders als die anderen wäre. Die Abgrenzung betreibt man dann manchmal mit Hauruck in Zeiten, wo Besonders-Sein besonders schwierig wird, weil alle inzwischen so schön inflationär öffentlich sind (Neptun zuhaus bringt eben auch Venus' Erhöhung mit). Hier nun das Delay-Zitat, das Jupiter Heino so empörte, dass er seinen Rechtsanwalt in die Schlacht schickt: "Alle sagten plötzlich: Ist doch lustig, ist doch Heino. Nee, das ist ein Nazi," beschwerte sich der Berufs-Jugendliche irgendwann bei der österreichischen PRESSE. Und: "Der Typ hat in Südafrika während der Apartheid im Sun City gesungen."

Ja, dann gehört man sofort ins Nazi-Paket, im schlicht gestrickten Delay-Kosmos. Natürlich, da wäre das immer schon bekannte Heino-Klima, das unter anderem Erfolge wie Schwarzbraun ist die Haselnuss schuf. Aus solchen stilistischen Grauzonen der Volks-Schubladen nun aber gleich den sich bis ins hohe Alter neu erfindenden Heino, der gerade Saturn auf Venus stehen hat (Abweisung!) zu einem etwas kleineren Hitler zu machen, ist so logisch, als würfe der König der Heimat-Schlager (nicht Schläger) einem Jan Delay vor, leidenschaftlicher Stalinist zu sein. Denn dessen neues Nummer 1-Album heißt schließlich auch beziehungsreich: Hammer und Michel, und im vorletzten kam der Titel Gasthaus zum lachenden Stalin vor. Jeder biedert sich eben im Rock, Pop und sonstigen Singe-Geschäft, zu dem Ex-Außenseiter Delay aufgeschlossen hat, so gut an, wie er kann oder muss. Da tun sich Schütze und Jungfrau wenig. Wenn Delay überhaupt eine solche ist. 

Zwar spricht seine näselnde Dauer-Mäkelei an allem und jedem sowie der bürgerliche Perfektionismus, mit dem er sich seit ein paar Jahren verkauft, stark dafür. Aber im deutschen Wiki hält man ihn doch noch für eine 0° Fische-Sonne, womit wenigstens die Verwandtschaft zu Heinos Sonne-Neptun geklärt wäre - und der Zug zum Eigen-Mythos auch. Die meisten anderen Publikationen jedoch (auch die englische Wikipedia) geben als Geburtstag den 25. August 1976 an. Weshalb der Horoskop-Vergleich (links) dieses Radix zwischen ihm (außen) und Heino (innen, Quelle Astro-Databank, Rodden Rating C, also nur mäßig sicher) zugrundelegt. Pluto (Delays) in Opposition zu Saturn (Heinos) passen in beiden Varianten gut zum Fight der Vorstellungen.

Und standen auch symbolisch günstig im Anschuss des ablaufenden Uranus-Pluto-Quadrats. Also doch ein Generations-Problem. Denn all die zu simplen Sänger-Helden mutierten ehemaligen Ausnahme-Musiker wie Delay sind eben die neuen Volks-Barden, die auch ihren Verkäufen hinterherkommen müssen. Und HipHop, Rap oder Funk präsentiert sich als neuer Schlager. Nichts Spezielles mehr. Drum beginnt es wohl auch im einen oder anderen der Aufgestiegenen beim Abstieg ins lauwarme Badewasser der Gleichmacherei so sehr zu knirschen, dass man sich wieder mit irgendetwas hochpunkten und von der alten Gewöhnlichkeit mit neuer Gewöhnlichkeit absetzen muss. So wird dann leicht der einzig wahre Heino, so umstritten er immer wieder war, rasch zum Politikum gemacht. Gähn, würde man in Web-Speach schreiben. Denn auch die Delay'sche politische Haltung ähnelt ja bei genauem Hinsehen eher einer Art Buntwasch-Gang der Kneipen-Linke, die Stammtisch-Gebräuche angenommen hat. Mal werden da die Zeiten der RAF wie in Söhne Stammheims ("...nun kämpfen die Menschen nur noch für Hunde und Benzin, folgen Jürgen und Zlatko und nicht mehr Baader und Ensslin" - Jan Delay), weil es sich so schön reimt, irgendwie, schlagerhaft und eindimensional durchgenudelt und für den eigenen Erfolg verbraucht.

Mal Marken wie Mercedes in Stücken verbraten oder beliebig neue "Marken" wie "die Terroristen" kreiert und für's Entertainment mit den besten "Stylern" gleichsetzt. Zitat Delay TAZ: "Andreas Baader hat gute Klamotten getragen." Ja, klar. Aber Angela Merkel leider nicht. Na, dann weiß man ja, wo die Guten sitzen und was sie ausmacht. Style. Den Schimmer einer Ahnung politischen Ansatzes muss sich nach solchen tiefgründigen Betrachtungen zur Lage der Nation jedenfalls der neue Volksbarde Jan Phillip Eißfeldt, genannt Delay, wenigstens nicht vorwerfen lassen.   

Heinos umstrittene Haselnuss war übrigens ursprünglich lang vor den Nazis schon ein gern geschmettertes Volkslied, das weitab vom arischen Idol dunkelhaarige Mädels anhimmelt und heutzutage noch in Kameraden singt!, dem gewöhnungs-bedürftigen Liederbuch der Bundeswehr mit sogenannten genehmigten Soldatenliedern enthalten sein soll. In Zeiten von Neptun in den Fischen fällt es aber immer noch schwer, die Chiffren nicht mit der Wahrheit zu verwechseln. Aber irgendwie muss man als Delay ja auf sich aufmerksam machen, wenn der jugendliche Schmelz des ewigen Rebellen mit fast 40 aufgebraucht ist und aus dem Kid der Hamburger Hausbesetzer-Szene ein Normalo-Star wird. Da nun Heino astrologisch zur Generation der bürgerlichen Mutanten mit Stier-Uranus gehört und man ihm als Aussteiger aus der Bäcker-Branche nicht einen Doktor-Titel wegen zuviel Zitierens unterm Popo wegziehen kann, ist das Nazi-Klischee erste Wahl. Es gibt ja noch nicht genug Leute, die es der Schütze-Sonne am GZ neiden, dass sie sich eisern auf dem Markt hält, den man selbst doch so gern erobert. Jan Delay schießt aber stets ziemlich scharf, auch gegen andere sogenannte Urgesteine aus der eigenen Sippe, wie Müller-Westernhagen, Smudo oder Campino, die ihm aus anderen Gründen nicht genehm sind.  

Falls "dieser Herr", wie Heino Kramm ihn inzwischen nennt, wirklich Mars-Pluto in der Waage haben sollte, wundert es einen nicht, dass einem so schnell das Stichwort Missgunst einfällt, weit vor intelligenter, politischer Argumentation. Nicht immer liegen die Dinge nämlich so kompliziert, wie sie scheinen. Und Heino? Der sagt kernig: "Unverschämtheit!" und macht sich daran, seinen Ruf zu bereinigen. Nun, man muss ihn nicht mögen, keiner ist gezwungen, seine Schlager zu hören, ja, man darf ihn sogar ablehnen. Auf Teufel komm raus. Aber immerhin singt er mit fast 76 Jahren noch auf dem Wacken mit Rammstein und hängt sich neuerdings goldene Rocker-Ketten um und verbrüdert sich auf seine Art nicht wirklich würdelos, sondern interessiert mit modernen Welten und der Jugend. Alles in allem wirkt das spezieller, als einfach ein weiteres der vielen lost Kids zu sein, deren Massen-Trend zur Besonderheit bei Jupiter im Krebs inzwischen in froher Selbstverkennung inflationär dargestellt und kommerziell als Label benutzt wird. Astrologisch hat dieser Heino K. jedenfalls nicht gerade den Freifahrtschein in die rechte Szene gepachtet. Dazu braucht es mehr Sippen-Zugehörigkeit aus dem Stierischen, Klischee-Nähe aus der Waage oder saturnal-plutonischen Dogmatismus. Gerade der Eingang zum Stier ist nun aber Heino und seiner Generation der Kriegs-Kinder durch Uranus dort meist erschwert.

Ich bin 1938 geboren, ich habe meinen Vater selbst im Krieg verloren, und da kann ich von daher schon gar kein Nazi sein," (Heino im NDR)

Eine gewisse Kolonialisten-Mentalität ist den Schützen an sich ja wirklich nicht abzusprechen, aber eher als etwas naiver, sich selbst überholender Feuer-Reflex, der eben nur zu gern exzentrisch mit der eigenen Idee überzeugt. Das hat auch etwas Unverbrauchtes. Allgemein besehen. Bei Jupiter als Sonnen-Herr im Wassermann bezeichnet das dazu auch einen entfernten, eher toleranten Freiheits-Kämpfer. Insofern war Heino vermutlich auch von der Anlage her immer mehr der Fremde unter Fremden, wie sein Geburtszeichen nah legt. Genau das ist ja einer der Gründe, wieso gerade Schütze seinen Schatten, die innere Heimat, Krebs, die er so selten findet, oft so besonders sehnsüchtig, romantisierend und klangvoll sucht. Nicht wirklich ein Fehler und nur selten ein politischer oder etwa übergrifflicher Akt. Möglicherweise müsste Herr Delay einfach mal mit Herrn Kramm reden. Auch wenn das unmodern ist und dem Image des sich selbst überhöhenden Stylers schadet. 

Bild (bearbeitet): © Raimond Spekking/CC BY-SA 3.0 (BILD) + Arne Müseler - www.arne-mueseler.de [CC-BY-SA-3.0-de (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en)], both via Wikimedia Commons

Donnerstag, 28. März 2024

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