Loop!

Astro-Labor

Wissen, auf wessen Schultern man steht

"Werden Fremde unsere Namen hören, lange nachdem wir tot sind, und sich fragen, wer wir waren? Wie tapfer wir kämpften? Wie leidenschaftlich wir liebten?" ('Troja' - via Starshoch2 zum Tod Manfred Gregors).

Dass er leidenschaftlich war, in der Arbeit wie im Leben und Lieben und im besten Sinne ein Lehrer, das hätte diesem Manfred Gregor wohl keiner je abgesprochen: Krebs-Mars und der positions-freudige Fische-Mond in 10 waren in all seiner Luft auch stark spürbar. Das Wasser machte ihn gefühlig und emotional reagibel - für einen feinsinnigen Denker, der mit starkem 9. Feld die Geschichte der Möglichkeit, der Entwicklung so liebte.

Und auch die klaren Höhen des Geistes, die Überraschungen seines Zuhauses, im Wassermann. Wieder ist einer der bedeutsamen gegenwärtigen Sternenkundigen gestorben. Ein Schock für viele, die ihn als unentwegten Tüftler und Inspiration kannten. Auch unter Astrologen ist es ja kein Nachteil, rebellisch sein zu können, und das war er auf seine Weise, dieser Manfred Gregor, selbstbestimmt. Ein 'Mind', eine Persönlichkeit in einer Welt, die immer beliebiger wird. Er, der das Exzentrische, Spannende, Neue und die Bühnen so mochte, auf der Bühne seines eigenen, manchmal distanzierten Sonnen-Zeichens, das der Krebs-AC konterkarierte. Angezogen von Rätseln, aber mit Mars-Saturn in 1 (der Konjunktion der Nachhaltigkeit) konnte er ebenso auf die Essenz dessen beharren, was er an konservativen Zugängen darunter notwendig fand. Als Abstützung des Experimentellen. Manche seltene himmlische Begrifflichkeit wie die der Syzygie, die andere nicht mal korrekt schreiben können, wandte er deshalb auch unnachahmlich spielerisch in seinen Analysen an, im ernsthaften Revival klassischer Methoden. Obwohl er eben als Uranier nicht intolerant war und so ein eigener Kopf war und blieb, konnte man ihn mit Oberflächlichkeit ärgern. Wenn man etwa vergaß, auf wessen Schultern man geht und steht als bequemerer, neuerer "fabulierender" Astrologe. Auf den Knochen alter Meister, die nicht umsonst alle Vorarbeit der Methodik leisteten, wie sie Gregor von Finsternis bis Fixstern anwandte:

"...die Fixsterne.... mir unbegreiflich, dass sie so selten für die Deutung herangezogen werden. Schon Ptolemäus erwähnt sie ausdrücklich. Und: man sieht sie doch am Himmel! Wir Astrologen deuten doch Himmelserscheinungen!" (Manfred Gregor, Forum Astrodienst)

Dann zeigte er sich auch berührt und bewegbar, im aufsteigenden 4. Prinzip. Dass man ihn jetzt schmerzlich vermissen wird, in Kollegen und Leser-Kreisen, liegt nicht nur an der hervorragenden Forschung, in der Manfred Gregor bekanntermaßen über vier Jahrzehnte akribisch neugierig Daten sammelte und an über 3000 durchgearbeiteten Horoskopen Methoden überprüfte. Seinen Sinn fürs Skurrile fand er aber auch in der bunten Welt der Prominenten wieder, die er mit Pfiff und in Verbindung zu ihren Radix-Bildern interviewte. Und das, ohne opportunistisch pop-astrologisch zu werden. Das muss ihm erst mal einer nachmachen. 

Mit seiner Luft-Sonne Spitze 9 war er nicht bequem, aber immer bereichernd. Ein astrologischer Abenteurer und Entdecker, der immer wieder andere Ansätze ausprobierte und in seinem Forum Starshoch2 Lehre rund um die "Faszination Astrologie" publizierte und unschätzbare Dienste am oft leidigen Thema fehlender Geburtszeiten leistete. Er fragte einfach mal nach bei den Stars. Gleichzeitig fehlte ihm ungewöhnlicherweise der Dünkel, wenn er mit mangelnder Erfahrung konfrontiert wurde, und er diskutierte als einer der wenigen unter den arrivierten Experten auch anderswo (zum Beispiel als Stammgast vom Astrodienst Forum) immer noch geduldig, selbst mit den Anfängern. Wie erst jetzt bekannt wurde, starb er schon kurz nach Neujahr. 

Manfred Gregor ging es um die Sache, die Erkenntnis, nicht vordringlich um Glanz oder Anerkennung, auch wenn beide seinem Jupiter in 5 wohl gefallen haben werden. Als Wassermann war er aber auch ein Rebell, der mit seinen fixen Betonungen Positionen zu gesellschaftlichen Defizite nicht nur hatte, sondern auch häufiger unbedingt kompromisslos ausdrückte:

"Haben wir auch nur ansatzweise die grundlegenden Probleme gelöst wie z.B. Geburtenexplosion, Erosion, Treibhauseffekt? Wohlan, ihr Lemminge.... macht nur weiter so!" (Manfred Gregor, Facebook)

Dieser Manfred Gregor hatte eben einen äußerst aktiven Verstand - mit seinem ungewöhnlichen Drachen im Horoskop. In der Mittelachse den Merkur-Pluto mit seiner Liebe zu charismatischen Konzepten, die tragen, aber auch jung und ausbaufähig sind. Diese Figur ist immer ein Geschenk für den astrologischen Zugang. Sie wirft Netze nach Wissen und Einsicht aus - und macht öfter leichtherzig den einen oder anderen Fang, wo andere sich noch abmühen. Eigentlich war er ja Physiker, gelernt, debattiert und uranisch untersuchend an der Universität Kiel.

Wobei Gregor, typisch 9. Feld (Sonne und Venus, siehe rechts sein Radix aus dem AstroWiki) auch Indologie studierte. Bevor er als Studienrat für Mathematik und Physik arbeitete und eine klassische Astrologie-Ausbildung absolvierte, machte Manfred hier sein Diplom über eine 'Erweiterung der Einstein’schen Feldgleichungen' (eigene Erklärung). Ein Feld, das auch später in seine umfangreich klugen Analysen über astrologische Hintergründe als Anreiz zu neuen Verbindungen einfloss. Mit dem unermüdlichen Suchen nach Erklärungen (das liegt im 9. Feld) und stabilem Basis-Wissen war er absolut keiner der von der Gegenwart unglücklicherweise oft unkritisch akzeptierten Blender, die Gregor (oder seinen sehr reaktions-bereiten Mars im Fall in 1) als Stellvertreter astrologischer Beliebigkeit ebenfalls leicht ärgerten:

"Oder anders herum: da meint man, etwas gefunden zu haben, aber eigentlich ist es nur im statistischen Rauschen und ohne Aussagekraft. Daran krankt die heutige astrologische Deutung ungemein. Es wird viel behauptet, wovon womöglich fast ebenso viel gar nicht stimmt. Ganz extrem wird es dann bei den Fixternen, wo man fast nur gnadenlos frei fabulierende Autoren findet." (Manfred Gregor, in einem Forum)

Manfred Gregor widmete sich (zuletzt über seine Netz-Präsenz Starshoch2, die weiterlaufen wird, siehe links) in der astrologischen Laufbahn ausgiebig der Mundan-Astrologie.

Er forschte zum Beispiel über Schnittstellen von "Astrologie, Weltpolitik und Wirtschaft" (eigenes Zitat) und beriet Klienten - individuell oder gleich im ganzen Unternehmen. Daneben kickte ihn mit seinem Waage-Jupiter und der 3. Quadranten-Betonung ausgesprochen die Welt der Medien, weshalb er nach seinem Umsatteln auf Vollzeit-Astrologie 1988 (bei einem Transit von Pluto im Quadrat zu Sonne-Merkur) und Uranus durch 6, auch selbst unter die Multiplikatoren ging. Frei nach dem Motto: Man muss ihre Sprache sprechen und sollte keine Berührungsängste haben, um sie mit den eigenen Themen zu erreichen. Gregor arbeitete mit eigenen Sendungen für den NDR und schrieb für viele Print-Blätter. Zehn Jahre später startet er das Computerhoroskop auf Bild-Online, das zu einem großen Erfolg wurde. Trotzdem (und das ist keine Selbstverständlichkeit bei massiver Berührung mit dem Populären) wurden seine eigenen Maßstäbe nicht kleiner, seine Arbeit nicht flacher. Ganz im Gegensatz zum Bewusstsein der Welt, der Manfred beim astrologischen Philosophieren einen angeschlagenen Zustand attestierte:

"Im altindischen Begriffssystem müsste man sagen: Shiva übernimmt jetzt die Herrschaft. Es muss etwas zerstört werden, bevor etwas Neues entstehen kann. Dies entspricht den beweglichen Zeichen in der Astrologie. Die Aufgabe: die Zerstörung sinnvoll zu managen. Eine höchst spannende Zeit bricht an - eigentlich wollte ich auf sie verzichten." (Manfred Gregor, September 2015, FB)

Was für eine (ungewollte?) Voraussicht. Denn verzichten muss er als astrologischer Chronist nun auch darauf, die für ihn immer mit so spürbar gespannter Erwartung beobachteten Entwicklungen weiter zu begleiten. Astrologen können ja manchmal selbstvergessen in Schlangengruben graben, weil unsere Profession an sich in dieser Welt so angreifbar ist und als Kompensation anfällig für Narzissmus Einzelner wird, für Neid und Eifersüchteleien. Dass Wassermann Manfred Gregor stattdessen lieber annahm, Erkenntnisse seien teilbar, war an vielem zu erkennen, was er lebte. Letztlich scherte er sich (in Wolfgang Döbereiners Sinn, mit dem er eine 4-Grad-AC-Konjunktion gemeinsam hat), in keiner Weise darum, wie ihn die Leute spiegelten. Und ob dem Rest der Welt irgendetwas, was er tat, nun passte oder nicht. Auch das machte ihn eigen und speziell, aber auch bedeutsam in der Welle allgemeinen Opportunismus'.

Für viele, die mit Manfred Gregor astrologisch groß geworden sind und vom Durchhaltevermögen auch im mühsamen Geschäft der Forschungen und seiner exzentrischen Mischung zwischen Genauigkeit und weiten Blicken über Horizonte hinaus profitierten, eine echte Lücke. Für die Familie und Frau Julie (Kirsten) gar nicht zu schließen. Lieber Manfred, möge die Erde dir leicht sein! Vielen Dank - für Anregungen und Sidekicks von Wissen, bei den wenigen Gelegenheiten, da wir uns mailten oder uns in Foren begegneten. Auch für deine Crossposts, als wir hier mit Loop! begannen. Da war nicht der Hauch von Konkurrenz oder Misstrauen über ein neues astrologisches Projekt mit konkurrierenden Artikeln, sondern nur freundliches Willkommen. Auch das kommt beileibe nicht so oft vor und ist ein Grund für größte Wertschätzung.

Denn es ist ja so: Fachlich muss der 9. Häusler auch ein Kämpfer sein, weil er sich als Füger nicht immer beliebt macht, da ihm zum Leben und zu den Sternen stets noch etwas auffällt, was die anderen an Verbindungen leicht übersehen. Man kann ja nur verbinden, was man an Kenntnis-Schatz aktiv hat - und aktives Wissen geht auch in der Astrologie bei so viel passiver Verführung zur schnellen Beweis-Behauptung immer leichter verloren. Gregor dagegen wusste eine Menge und sagte dann sachlich auf den Punkt, was er darin sah. Und gut war's. Was das Dasein damit machte? Nicht seine Sache. 

Manfred Gregor stirbt am 3. Januar um 16.10 Uhr (nach Angabe seiner Witwe), kurz vor seinem 70. Geburtstag. Unter einem sehr anstrengenden Pluto-Transit (mit vorlaufendem Uranus) über seinen Mars-Saturn in 1, in dem Haus, das nach der Rhythmenlehre ja dominant den Körper in seiner Erscheinung betrifft. Sonne steht beim Tod auf seinem DC, beleuchtet seine Wirkung für die Gegenwart noch einmal. Der ungewöhnliche Transit-Mars auf 0° Skorpion als Anzeiger großer und tiefer Transformationen hätte Manfred Gregors Merkur in 8, der überall Passion suchte und fand, vielleicht sogar gefallen. Dessen Signale hätte er vermutlich spitzzüngig kommentiert. Denn er hatte ein gutes, sicheres Urteil. War Ansporn, nicht mit Wissen (oder schlimmer: bloßer Ahnung) nur zu tändeln als Astrologe. Manfred Gregor brannte, mit Luftsonne im Feuerhaus, für die Kraft in Information, Unterhaltung und allem Unerforschten. Davon bleibt etwas. Ehre, wem Ehre gebührt.   

Bilder (bearbeitet): AstroWiki + Starshoch2

Freitag, 19. April 2024

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