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Pluto-Jupiter: Alle Macht den Nanas!

"Halten Sie sie nicht für harmlos!" meinte ein Kunstexperte, als Doppel-Skorpionin Niki de Saint Phalle 1965, bei einem überaus passenden 0° Krebs Jupiter (als Botschafter der überrollenden Weiblichkeit) zum ersten Mal ihre Nanas in Paris ausstellte. Dennoch waren die ungewöhnlichen Figuren zunächst als zu poppig und seicht umstritten, riesige, knallbunte Ur-Mütter (natürlich mit einem dicken Sonne-Jupiter im Radix der Premiere), die an ihre klassischen Vorgängerinnen wie die Venus von Willendorf erinnerten. Auch wenn die Künstlerin, die jetzt 84 Jahre alt geworden wäre, diese Skulptur damals nicht einmal kannte. Google schenkt heute der Welt ein Doodle aus ihren Nanas und erinnert damit auch an eine einst ohnmächtige Plutonierin, die nach den typischen Traumata des Zeichens erst in ihrer Kunst einen "Krieg ohne Mord" anzettelte, um dann die Verwundung in einer neuen, wilden, farbenfrohen, fantastischen Welt voller reicher Verwandlungen explodieren zu lassen. Sprich, sich anders die verlorene Kontrolle zurückzuholen. Astrologisch hoch interessant, menschlich würdevoll, künstlerisch bereichernd - und dies ist die Geschichte dazu:

Als Catherine Marie-Agnès Comtesse Fal de Saint Phalle, Tochter eines meist zornigen französischen Bankers aus altem Adel und einer Amerikanerin (auch Saturn-Uranus-Quadrat = Unvereinbarkeit der Eltern), erst 11 Jahre alt ist, überläuft der Pluto ihren Löwe-Mars. Ein brisanter Aspekt, der oft mit Brutalität in Verbindung gebracht wird, schwer erträglich, selbst für Erwachsene. Was in diesem Jahr passiert, beschreibt sie selbst später so: "Ich wollte meinem Vater verzeihen, dass er mich, als ich elf Jahre alt war, zu seiner Geliebten zu machen versuchte. Ich fand nur Wut und leidenschaftlichen Hass in meinem Herzen." (GRASWURZEL). Das Kind ist zur Welt gekommen, nachdem die Eltern gerade ihr gesamtes Vermögen verloren haben und wird zum Symbol einer neuen Ära. Er, der Vater, selbst ein Skorpion, vergewaltigt später die kleine Tochter, die ihm Saturn ins Quadrat zum Waage-Mars setzt und ihm vermutlich das Gefühl gibt, ihn "irgendwie" zu blockieren.

Mit ihrem eigenen problematischen Quadrat von Sonne-Mars-Mond stehen fixierende Verletzungen (auch der Weiblichkeit) deutlich in Saint Phalles astrologischer Agenda. Aber unter dem 8. Zeichen, im festen Wasser, bleibt das oft lange verdeckt. Ihre Wunden (Chiron in 7 im Stier, mit dem die ganze Existenz-Achse als stark zerbrechlich markiert ist) brechen erst spät auf, als sie über ihre kleine Tochter an ihre Erinnerungen stößt. Niki de Saint Phalle, inzwischen verheiratet, kommt bei Pluto auf MC in die Psychiatrie und wird mit Elektroschocks traktiert. Keine Chance - ihr Pluto-Jupiter (damals unter Neptun) muss und will sich selbst kreativ aus der Ohnmacht ziehen. Sie malt fortan gegen den Irrsinn an, die Überflutung durch das Verdrängte, geht an eine "Generalabrechnung", wo sie unter anderem mit Gewehren Farbe auf Bilder schießt. Pluto in seiner höchsten Schaffenskraft, dem Talent zur Verwandlung von Schmutz in Gold.

Niki de Saint Phalles Radix (rechts, via Astro-Databank, Rodden Rating AA) ist geprägt von diesen erneuernden Einflüssen - unter anderem über eine Skorpion-Sonne, die ganz knapp noch in 12 auf dem Skorpion-AC sitzt und sich letztlich ihre Macht über die Welt zurückholen kann. Auch wenn Merkur, tief in 12, immer beeinflusst bleiben wird von den verlorenen Anteilen des diffusen, vernebelten Familien-Bewusstseins. Herrin 10 in 1 schiebt sich in Spiralen hinaus in ihr eigenes, bestimmendes und selbstbestimmtes Dasein.

Bei diesem Krieg, den Niki de Saint Phalle nun zunächst auf der Leinwand gegen die Bilder einer verschobenen Männer-Macht in Kopf und Herzen führt, die sie so sehr belasten (und auch ihre Mond-Mars-Opposition symbolisieren), wird sie seinerzeit zu einer der ungewöhnlicheren Vertreterinnen des Neuen Realismus'. Ihre Reliefs und andere Darstellungen kommen eine Weile nur mit Hilfe von Beilen, Messern, Pistolen zustande. Scharfen Waffen. Wen sie damit treffen will, ist klar:

Daddy? Alle Männer? Kleine Männer? Lange Männer? Große Männer? Fette Männer? Meinen Bruder? Oder war ich das Bild?“ (Niki de Saint Phalle, OBSIDIAN.bild-art)

Aber auch die "verschlingenden Mütter", wie ihre (ein Archetyp aus dem Kosmos der fixen Monde) und Gegenbild zu den fröhlichen Nanas später. 1964 dann endlich, als Uranus auf ihrem Neptun in 10 steht und die Berufung unmerklich eine andere Richtung nimmt, findet dieser Feldzug der Bearbeitung des Traumas ganz langsam ein Ende. Sie spürt, dass sie abhängig von diesen Zuständen wird, einer Eskalation der Gewalt im Schaffen, und tut, was andererseits auch nur Plutonier so pur können: Stellt das gewaltige Ritual einfach ab. Inzwischen hat Niki den sehr ungewöhnlichen Schweizer Maschinen-Künstler Jean Tinguely kennengelernt, der selbst einen magnetischen, anderen, weiblicher gelebten Mars-Pluto (im Krebs) hat - ausgerechnet jenen Aspekt, unter dem ihre kindliche Versehrung begann. Nun wird das Gift zur Heilung. Sein zusätzlich synastrischer, mächtiger Einfluß auf ihr 9. Haus, wo der eigene Mars und Jupiter-Pluto stehen, setzt - ins Außen ausgelagert - ab da ständig einen kreativen Impuls auf die Spitze dieses Perspektiv-Feldes. Als schier endloser Trieb, Impuls zum Schaffen, zu dem sie endlich noch einmal ganz neu findet.

Indem Niki de Saint Phalle wieder zur kongruenten Frau wird, als die sich sich in dieser neuen Liebe erspürt (sie verlässt ihren ersten Mann und die inzwischen 2 Kinder schließlich für Tinguely und zieht zu ihm nach Paris, um ihn 1971 zu heiraten und Schweizerin zu werden), entstehen die großen, mächtigen, bunten, vitalen, überwältigenden Frauen in ihr. Und dann auch in der Welt, aus Gips und später Polyester. Den Horizont des allgemeinen Bewusstseins erreichen sie schnell, da die Zeitqualität reif dafür ist. Mit diesen Nanas, die keine Mamas, sondern riesige, süße, freche Miezen und vereinnahmende, charismatische Figuren der Lebenslust sind, gibt Niki de Saint Phalle wie eine Visionärin auch bereits den Inhalten der aufkommenden Frauen-Bewegung Ausdruck. Ihre Lilith steht ja im Wassermann in 4 - als experimentelle Ideologin einer ganz anderen Mütterlichkeit, die sich der geschlechtlichen Übergrifflichkeit entzieht.

Instead of becoming a terrorist, I became a terrorist in art." (GRASWURZEL)

Pluto-Jupiter, die extreme Macht der Überhöhung (oder auch des Positiven) in ihrem Geburtsbild über Haus 9, bekommt nun noch einmal einen ganz anderen Ausdruck. Uranus-Pluto bricht mundan in der Jungfrau (siehe links Radix der ersten Ausstellung der Nanas, ohne Zeit) die alten Vorstellungen von Schutz und Bekümmerung auf.

Dann schafft er in Verbindung zum Mond (Quadrat) neue Konzepte des Projekts Frau (Schütze mit einem Wechsel des Sinn-Paradigmas). Auch nun wieder, als Nikis neue, formenreiche Göttinnen unterm Motto "Nana Power" der Öffentlichkeit gezeigt werden, passiert das während einer Skorpion-Konstellation, die mit dem Mars in Plutos Zeichen rückbezüglich zum traumatischen Ur-Ereignis Kontakt aufnimmt und über Venus-Neptun die Bilder entschärft und in einen anderen Traum von Transzendenz und Tabubruch umwandelt. In der Schweiz wird ihre Kunst aber zunächst nur als Angriff auf jeden guten Stil (und die Moral!) gehandelt - von obszöner Entgleisung bis zu monströser Schweinerei muss sie sich einiges an üblen Verdrehungen gefallen lassen, die kübelweise über ihren Frauen-Figuren ausgekippt werden. Aber die Doppel-Skorpionin lebt und liebt jetzt etwas anders, endlich freier. Es ist ihr egal. Von sich selbst, dem Bild der Bemächtigung, das immer schon in ihr wohnte, wird sie nicht mehr abzubringen sein.  

 Ich sehe mich in der Karte des Narren. Der Narr geht herum mit der Nase in der Luft auf der Suche nach seiner geistigen Identität." (GRASWURZEL)

Mit dem Uranus, dem Narren, noch in 5 im Widder, und Merkur als Herrscher 11 in 12, passt diese Idee der Niki de Saint Phalle bestens zu ihrer Geburts-Anlage und dem frühen Widerstand gegen ein zu geschlossenes Kunst-Konzept. Später wird eine ihrer  "Schweinereien" als Schutzengel über den Zürcher Hauptbahnhof wachen. Eine andere, "Hon" (übersetzt: Sie), 28 Meter groß, eine liegende Nana, die durch die Vagina betretbar wird, befand sich früh im weitaus forschrittlicheren Schweden. Weitere bevölkern danach das New Yorker Museum Of Modern Art. Der Durchbruch zum Erfolg war jedenfalls mit der Würdigung des immens wichtigen Krebs-Jupiter-Pluto in 9 (und damit auch der eigenen, weiblichen Größe und buchstäblichen Ausdehnung) in Niki de Saint Phalles Horoskop über das Uranus-Pluto-Sextil zum Schütze-Herrscher mit der "Erfindung" der Nanas gekommen. 

Diese Betonung und Auslösung einer Tretmine der Mond-Kraft, des ausdauernden Empfindens in Haus 9, zieht sich auch durch den Rest ihres hoch kreativen Lebens, bei jedem Wandel neu. Ihr späteres Herzens-Projekt, der Tarot-Garten in der Toskana, wurde unter Uranus-Trigon und Pluto-Quadrat zu Jupiter-Pluto angefangen, dem inneren Glaubens-Krieg, aber auch der bohrenden Mission, die vielleicht künstlerisch noch am ungefährlichsten, wenn auch keineswegs harmlos auslebbar ist. Niki de Saint Phalle, die Kämpferin für eine andere Macht als die von Gewalt und Toden, stirbt schließlich als berühmte Frau 2002 in Amerika, wohin sie wegen stark geschwächter Lungen und eines Autoimmun-Defekts umgezogen war (auch angezeigt durch den problematischen Merkur in 12 im Skorpion). Todesursache ist ein Emphysem, eine Überblähung der Lunge, die unter anderem durch Atemgifte aus dem Polyester der Figuren verursacht gewesen sein soll.

Ihre Nanas bleiben - mit all dem, was sie über maßlose Erneuerung, Kraft und den Sog und Schub des skorpionischen Traumas zu erzählen haben, wenn es sich mit Jupiters Weiten bereichernd zu einem bohrenden Empfinden verbindet, doch zum Erschaffen ermächtigt zu sein. Man selbst werden, sein und bleiben zu dürfen, auch wenn die eigenen Grenzen früh übergangen wurden (Neptun Quadrat Spitze 2). Eine Transformation ins Konstruktive, die in solchen Lebensgeschichten nicht allzu oft passiert. Vielleicht nur dann, wenn jemand mit starkem Herzen seinen Wunden tatsächlich direkt ins Auge zu sehen wagt. Wie das ausgerechnet die als so unreif verrufenen Skorpione es dann doch häufig und intensiv ab einem Wendepunkt in ihrem Leben tun. Weil sie es können. Weil das Wegschauen der Welt sie zum Hinschauen treibt. Wie Niki de Saint Phalle es tat, verletztes Kind und Mutter aller bunten Nanas. 

Bilder bearbeitet): Sputniktilt (Eigenes Werk) [CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)] + Erling Mandelmann / photo©ErlingMandelmann.ch / CC-BY-SA-3.0 + S Harakterom (Own work) [CC-BY-SA-4.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)], via Wikimedia Commons + Google (Doodle vom 29.10.)

Donnerstag, 18. April 2024

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