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Buntes

Zweimal Sko-AC: Die doppelte Gracie

An sich könnte man diesen Film auch absolut kurzweilig finden, weil er so bodenlos schlecht gemacht ist: Grace of Monaco, Cannes-Eröffnungs-Streifen, hat Saturn am Skorpion-Vollmond. Das bringt entweder das Ticket zum Jahrhundert-Werk oder zum Flop und garantiert, dass die lebende Fürsten-Familie mit Mann und Maus entsetzt aufschreit. Dabei lebt das Werk günstigerweise von zwei sonst so magnetischen Skorpion-Aszendenten und ist insofern gar nicht schlecht besetzt: Nicole Kidman, Zwillinge-Sonne in 8, astrologisch Herrscherin einer kleinen, feinen Welt zwischen Wille und Vorstellung und kaum noch der Mimik fähig (obwohl sie Botox angeblich abschwor), gibt trotzdem eher verzweifelt Ikone Gracia Patricia.

Kidman als Kelly ist wie ein Angriff von Merkur auf Pluto. Logos auf Mythos. Wenn zwei sich ein aufsteigendes Zeichen teilen, heißt das ja nicht, dass der scharf unterschiedliche Rest des Radix nicht stärker durchschlägt. Grace, die funkelnde Legende, war zwar ähnlich eisern wie Kidman, als Doppel-Skorpion mit Sonne-Mars in 1. Nur dass sie - kühl oder nicht - das intensive, fixierte Gefühl aus dem Plutonischen voll und ganz lebte, das ihr Film-Ich leider nur spielt. Weil Kidman die eigene Intensität mit den Lichtern in Luft-Feuer zwar dauernd sucht, aber zugleich erschrocken ablehnt. Wie ein Geist wandelt sie nun als dünner Gracia-Abklatsch durch deren Vita. Auf der glatten Stirn eine einzige Frage: "Wie erfindet man etwas, was man nicht empfindet?" Oder: Wie mag es sich anfühlen, wenn einem Uranus und Mond nicht AC-Herrn Pluto verletzen? Herr, möchte man rufen, rede ihr doch endlich aus, ihre fesselnden Emotionen weiter so abzuspalten wie die Falten. 

Kommt schon, Leute, es ist nur ein Film!" (Sko-AC Kidman mit Schütze-Mond)

Das Werk hätte drum besser Die Fürstin und ihre Darstellerin geheißen. Grazie und Charisma, die Grace Kelly (Sonne-Mond im Wasser) abstrahlte - Nomen est eben Omen - fehlen der mühsam ackernden Nicole. Ihr Gesicht bewegen konnte die US-Diva auch besser. Schlechte Basics für den Erfolg des Biografie-Bruchstücks, das Regisseur Olivier Dahan (Merkur-Mars-Quadrat in Krebs-Waage und just im Banne des großen Quadrats auf Widder-Saturn) schon fast auf sich hernieder prasseln spürte. So kann Mensch sich irren. Gelebtes Leben und eine schöne Geschichte werden tumb und von keinerlei psychologischer Tiefe getrübt aufgetischt. Angefangen mit dem eher marginalen Steuerproblem zwischen Monaco und Frankreich, Anno 1962, das - wieso auch immer - zum weltgeschichtlichen Drama aufgepumpt wird. Vielleicht wegen der nicht vorhandenen Dramaturgie. In deren Fängen irren der Fürscht, Rainier - "in echt" Doppel-Zwilling und filmisch meist anbiedernd "Ray" genannt nebst Gattin hilflos auf der Leinwand herum. Einander so liebend wie Eiswürfel im Tiefkühlschrank, falls man sich überhaupt mal sieht. Was gar nicht so selbstverständlich ist, bei dem riesigen Palast. Das stellt sich der Regisseur jedenfalls als Stellvertreter des Bürgers, fassungslos vor der Dimension des Royalen, so vor.

Grace, dargestellt als halb depressives Opfer, halb Jeanne D'Arc des Fiskus, Rainier wie ein opium-süchtiger Schlafkranker. Was sie nie waren, astrologisch. Ein Plot, der die Family zutiefst erzürnt. Real begab sich das Ganze damals mundan bei Neptun-Saturn-Quadrat, das Gracia beutelte, da es sich rund um ihre MC-IC-Achse tummelte. Ach, was haben wir verpasst, was wir vor diesem Film nicht wussten. Wie es wirklich war: So platt.

Auch aus dem damaligen Uranus Quadrat zu Graces Sonne-Mars (Radix Astro-Databank rechts, Rodden Rating AA) hätte man so viel machen können. Vertan, vertan. Stattdessen erscheint uns Monaco. Der stets reklame-hell erleuchtete Palast auf dem Felsen, immer dieselbe Einstellung, eine böse Hofdame, eine böse Schwägerin und einmal auch der liebe, beleibte Doppel-Löwe Hitchcock, mit seiner Mond-Jupiter-Konjunktion im Skorpion. Wie er versucht, dessen Außenrollen-Spielerin (opportunistisch nur Gracie genannt) wieder zu einem normalen, amerikanischen Leben als gute Schauspielerin zu bekehren. Ein Pater kommt übrigens auch vor, Bruder Tuck. Nun ja. Nie waren schwarze und weiße Kärtchen so knallhart verteilt. Lauter Chiffren - kein Wunder in der klischee-verliebten Blase von Uranus-Pluto momentan.

Als all das geschah, was hier derart schlecht gespielt wird, herrschte Glaubenskrise in Monte Carlo. Der echte Fürst litt unter Jupiter-Pluto Quadrat Sonne. So greift eins ins andere: Die Grimaldi-Kids blieben jedenfalls der Premiere vorsichtshalber fern, weil ihnen alles so falsch vorkam.

Aber die Welt freut sich wie ein Unfallzeuge oder Schneekönig an Nicole Kidmans haltlosen Versuchen, einen ihrer zwei noch möglichen Gesichts-Ausdrücke glaubhaft umzusetzen. Panik und Überraschung, der Unterschied nur ersichtlich am noch angestrengteren Versuch, die Augenlider leicht zu lüften und lautem Schnaufen. Auch sie ist ja eine ganz arme Seele und letztlich Opfer eines filmischen und gesellschaftlichen Stahlbads. Dazu erlebt sie gerade das große Quadrat anlaufend über ihrer Opposition Saturn-Mars in Widder-Waage, dem großen Block in sich, ihrem Thema namens Selbstverhinderung. Das stresst. Kurz: Jede womöglich vorhandene Ambition von Olivier Dahan geht schwerst in die Hose (auch wenn ihn Kidman künstlerisch für einen Extremisten hält, was astrologisch und cineastisch ferner gar nicht liegen könnte). Nebst jedem Talent, das man beiden ja auch so gern zubilligen möchte.

Wer die Horoskope von Gracia und Rainier vergleicht, sieht aber sofort, dass sie mitnichten kalt miteinander waren - Venus-Mars-Trigon und umgekehrt plaktisch Mars-Venus-Opposition. Die Blitzschlag-Liebe anfangs und die vielen fürstlichen Tränen bei ihrem Tod waren keineswegs ein Irrtum der Geschichte. Im Combin haben sie eben Sonne-Neptun, Konjunktion von Durchdringung und höchster Empfindlichkeit des Paar-Wesens, wenn auch sexuell schwierig. 

Rainier (links Radix Astro-Databank, Rodden-Rating DD) war wie Grace ein Kämpfer. Der Mars, vermutlich im 1. Haus und ausgeprägt reflexhaft und schneidend, im Fall im Krebs, macht ihn auch hitzig und zum melancholisch streitbaren Gefühls-Akteur, ähnlich wie sie. Wo bei ihm Pluto dazukam, hatte sie Mars im Skorpion-Zeichen und Haus 1. Es wird also durchaus öfter mal geknallt haben im Hause Grimaldi. Diese Frau dann als duldsame, unterjochte Mutter Teresa unter der Knute der Pflicht, des geraden Rückens und eines (im Gegensatz zur Zwillinge-Wirklichkeit eher hirnlos dargestellten) Gatten zu zeichnen, die sich zuletzt dann doch noch ihrem Schicksal ergibt, entspricht den Anlagen zumindest astrologisch nicht.

Grace Kelly war für ihn, der mit seiner Venus-Neptun-Jupiter-Figur ihren feinen, fliehenden Fische-Mond intuitiv erspüren konnte, weitaus mehr als das neue Aushängeschild einer dahinvegetierenden Dynastie von wilden Freibeutern. Beide Jupiter stehen im gegenseitigen Sonnenzeichen, in ihrem 1. Haus wird ihr seine Vision Paroli geboten und trotzdem immer wieder auch Freude gemacht haben.

Denn Grace Kelly, das intensive, hoch künstlerische Kind eines zu Geld gekommenen Maurers, war ja nicht etwa bloß die neue Heilige der letzten drei monegassischen Strände, als sie zu Gracia Patricia wurde. Sondern auch eine kluge Frau mit Biss, genauer Einschätzung des Seins und gerechtem Zorn, wenn etwas aus dem Ruder lief. Hyper-Kontrolle mag zwar auch immer mal wieder zu ihren Eigenschaften gehört haben. Aber - wie man diese Schwerst-Ausprägung von Skorpion kennt - hatte der Fürst es wohl auch nicht immer leicht mit ihr. Alles wie in jeder ungewöhnlichen Liebe und Leidenschaft eben. Wo die sich intern um Macht-Fragen drehte, fand die Bindung zwischen dem Paar statt. Aber auch im Sehnen. Das hätte man sich gewünscht zu sehen. Statt dieser absurd wichtigtuerischen, unentschlossenen Story von Monaco als politischem Nabel der Welt, verziert mit etwas Kelly-Rauschen und Raunen. Ja, die bunten Vögel der trendbesetzten Unvernunft schlagen mit den Flügeln im Kulturwesen.

Regisseur und Star treffen sich jedenfalls schon mal im um sich selbst kreisenden Löwe-Anteil. Um Kelly ging es da wohl weniger. Olivier Dahan setzt ihr und Kidman seinen Skorpion-Mars auf die Aszendenten - mag sein, dass er diese Art von Biss in Frauen ("Gracies" klaren, Nicoles beschönigten) eigentlich gar nicht mag. Eine unterschwellige Aggression spürt man in dieser Arbeit in ihrer plakativen Naivität nämlich auch deutlich. 

Schade um die verlorene Geschichte von Grace Kellys Zerrissenheit zwischen Frau, Mutter, Superstar und Exilantin. Rollen und ihre Konflikte, die es zweifellos wert gewesen wären, sie respektvoller auszuleuchten. Schade auch um Rainiers nicht weniger komplizierten Hintergrund als Mann, Liebender, Initiator, Empfänger. Für das Image der Kreatoren verbraucht. Das rächt sich dann manchmal. Wie schwierig sich psychologisch zwei so interessante Profile wie die der älteren Grimaldis mit ihren leidenschaftlichen Wesen verbinden und austarieren, ahnt man im Kino nicht mal. Diesen Sog, für und gegen einander. Er wird verneint oder zum flachen Setting verkleinert. Eine so faszinierende Anspannung zwischen zwei Menschen für einen billigen Plot mit mehr als schlechter Dramaturgie zu verkaufen, ist einfach ungerecht. 

Graces und Rainiers Kinder, Caroline (Wassermann, AC Fische), Albert (Fische, AC Zwilling) und Stephanie (Wassermann, AC Löwe) wehren sich natürlich gegen ein Bild, das nicht den Eltern entspricht, die sie gekannt haben und nun Verdrehung zu "Kunst" erheben will. Szenen wie die, in der Kelly einmal aus Wut über ihre geforderte Rolle in ihrem Wagen Gas gibt und fast aus der Kurve fliegt, legen außerdem nah, wer oder was hintergründig "Schuld" an ihrem Unfall-Tod haben könnte. Die Wahrheit dahinter bleibt immer flach und erschöpft sich in abgekupferten Kleidern und für Monaco-Verhältnisse extrem wenig Landschaft und Stil-Gefühl. 

Und Nicole Kidman? Die durchwandert bei dem einengenden Saturn just über ihrem Neptun in 1 (Herr 5, siehe Radix rechts, Astro-Databank, Rodden Rating A) gerade wie somnambul und nur kurzfristig aus sich selbst aufschreckbar das tiefe Tal eines nicht mehr ersichtlichen, abgeschnittenen Alterns. Und auch diese undankbare Rolle für den Typ Frau, der sich stets mit allem und jedem vergleicht, weil er sich selbst zu wenig kennt. Oder liebt. Mit Herrn 2 am MC sieht man die eigene Gabe vielleicht klarer an der Bedeutung, zu der man für andere aufsteigt. So kann das nur ein Bankrott-Transit des Selbst werden. Wenn sie bei Saturn in Plutos Zeichen nicht auch die Gebrochenheit ihres AC-Herrn endlich offener lebt und vor allem wagt zu spüren, fühlt sich Dasein schnell wie ein Fiasko an.

Etwas Standing wäre sinnvoller, als im Kokon von Venus-Jupiter Löwe immer nur glatt und glatter gegen den Preis von Applaus zu sein. Der zunehmend oft ausbleibt. Öffentlichkeit riecht eben die Verrenkung. Dagegen war Kidman bei den hoffnungsvollen Ansätzen als Virginia Woolf (RADIX) geradezu heldenhaft, mit der sie eine MC-IC-Achs-Umkehrung verbindet. In The Hours, war der Skorpion in ihr, da, wo sie ungewohnt grandios erschien, wie der ganze Film.

Zeit also, den eigenen Pluto endlich zu heben und bei sich zu sein, statt sich nach ewiger Verjüngung zu sehnen und dabei immer mehr zu versteinern oder zu verholzen. Man muss ja nicht gleich ganz Grace Kelly werden (Kidmans Versuch wirkt ohnehin nie mehr als selbstverliebt), um deren Person zu begreifen - und besonders das, was an der Aszendenten-Schwester anders war und was man von ihr auch lernen könnte. Tiefe, Konfrontation, Haltung. Man müsste dazu nur im eigenen ernsthaften Urgrund fischen, den Kidman ja durchaus als Option in sich hat, aber von dem sie sich immer wieder entfernt (Uranus-Pluto). Nicht leicht, mit einem Schütze-Mond in 2, der das chronisch unbeendete, dargestellte und übertrieben beschworene "Projekt Gefühl" manchmal mehr liebt, als den eigenen Prozess der Entwicklung.

Eine gute Darstellung kann jedes schlechte Drehbuch heben. Aber so kommt es dazu, dass ein Film keiner ist, weil ihm die Klasse fehlt. Jene ausgewiesene Grandezza, die Gracia Patricia mit ihrer Waage Venus in 12 und deren Magnet-Wirkung auf jede Projektion des Publikums eindeutig hatte, durch Kongruenz. Wo stattdessen von Kidman das Eigene gewohnheitsmäßig vermieden wird, entzieht sich ihr auch das Eigene der anderen. Darum lässt sich auch mit Show-Effekten, großen Hüten, knallroten oder sonstigen Gracie-Kostümchen und wichtigen Reden kein Tropfen Wahrheit aus der Leere herauswringen, die still ruht wie der See, den nichts beseelt.

Bliebe die Frage, wieso Nicole Kidman eigentlich das Wasser in ihrem Chart für Luft verkauft. Antwort: Neptun in 1 löst das Skorpionische leicht auf und schwemmt eine trügerische Woge von Selbst-Durchsetzung in die Welt. Das Ego, entgrenzt, wirkt jedoch hohl, wenn es eine reine Vorstellung wird, hier nur mehr, mit all den kosmetischen Auswüchsen. Apropos Reden: Der filmische Höhepunkt, der alles wenden soll, Kellys flammende Ansprache beim Rot-Kreuz-Ball, zur Rettung der Steuer, Monacos, Frankreichs und des ganzen Rests, gerät zum Referat des Unsäglichen. Und damit zum allergrößten Trauerspiel. Wie eine ABC-Schützin faselt Kidman die üblichen Perlen der Nichtigkeit eines schlechten Drehbuchs herunter. Alles die Liebe, ich bin Monaco oder ein Berliner, Friede den Hütten und Palästen, Dasein für mein Land, ich schauspielere auch nicht mehr, ich schwör's! Und so weiter und so fort. Man kennt das ja aus andere schlechten Filmen. Die einzige Stelle, wo man sich zum Weinen fast gezwungen sieht.

Denn Grace Kelly, man mag sie mögen oder nicht, hat das wirklich nicht verdient. Und auch nicht die Kids der Grimaldis, die Welt, die Kultur und überhaupt Mars-Uranus-Pluto mundan, die so schlimm auch nicht sind und durchaus Wahrheit hervorbringen können. Wenn man sie als Anstoß begreifen will. Oder kann. Aber das kostet eben immer das kleine Bisschen mehr an Arbeit für's Seelenwerk. Da hilft auch kein selbst aufgesetztes Krönchen oder ein hingeworfenes Stück Kino. Wesenlos bleibt wesenlos.  

Bilder: ABC Television (eBay front back) [CC-BY-SA-3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)] + Eva Rinaldi (Nicole Kidman) [CC-BY-SA-2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0)], via Wikimedia Commons

 

Donnerstag, 28. März 2024

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