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Mars: Plädoyer für einen "Übeltäter"

Donnerstag nacht gaben sich Sonne und Mars wieder ein Stelldichein. Konjunktion nennt man das in der Astrologie ganz sachlich und soll bedeuten, dass alles was man im übertragenen Sinne damit verbindet, gemeinsam zum Tragen kommt. Man kann sich das vielleicht wie zwei Strömungen vorstellen, zwei Flüsse die sich plötzlich kreuzen. Und genau an diesem Kreuzungspunkt, zeitlich gedacht, entstehen sonderbare Wirbel und einzigartige Kräfte, die sowohl als Antriebsenergie genutzt werden können, aber auch das Potential haben, alles mit sich und auseinander zu reißen.

Nun trifft der Sonnenstrom auf seiner Wanderung durch den Zodiak einmal im Jahr auf jeden dieser anderen Planeten - Flüsse. Ereignisse also, die sich seit endlosen Zeiten wiederholen. Manchmal geschieht das in Landschaften, die eher den Charakter der anderen Flüsse unterstützen, und diesmal eben in einer Umgebung, in der sich das Widderhafte und Marsische stärker durchsetzen konnte, als zu anderen Zeiten.

Bildlich gesprochen hat der Sonnenfluss vor allem zwei Eigenschaften – seine Substanz ist klar und leuchtend. Er bringt also auch die Essenz der anderen Strömungen ins Sichtbare, selbst wenn diese ihrer Natur nach sonst eher dunkel und undurchsichtig sind. Und er lädt sie mit Kraft und Energie auf, lässt sie dadurch lebendiger und deutlicher erscheinen.

Wenn Dinge sichtbar sind, klar und deutlich, dann kann das dazu führen, dass ein neues und umfassenderes Verständnis entsteht. Und wir uns über Zusammenhänge und Hintergründe bewusster werden. Es kann aber auch nur dazu führen, dass alles was im weitesten Sinne damit zu tun hat, in Erscheinung tritt. Im Guten wie im Schlechten. Denn dieser Prozess an sich hat keine ethischen oder moralischen Komponenten, ähnlich wie in den Jahreszeiten irgendwann auch einmal der Zeitpunkt des Niedergangs und des Sterbens kommt. Diese zyklischen Energieströme drücken sich einfach als Form, als Erleben, als Handlung, als Gedanke oder Empfindung in unserem Leben wieder.

Bisweilen auch außerhalb von uns, weit weg oder in unmittelbarer Umgebung, aber immer innerhalb unseres eigenen Erlebens. Denn all diese Benennungen, ob nun Sonne, Mond oder Planeten, mitsamt ihren Hintergründen und Verbindungen, die wir im astrologischen Modell benutzen, sind ja nur Sinnbilder für etwas, was schon immer in uns lebendig war und ist. Sie bewirken also in diesem Sinne nichts, sind eigentlich den selben Rhythmen und Zyklen unterworfen, wie die entsprechenden Anteile in uns, aber an ihnen zeigt sich die Dynamik von Zeit und Raum, die wir oft beiläufig Wandlung und Veränderung nennen. Sie sind die kosmischen Zeiger der Großen Uhren, an denen wir in erster Linie ablesen können, welche Stunde geschlagen hat. Wir können aber genauso gut einfach nur in die Welt oder in uns hinein blicken und werden dann nichts anderes entdecken. So wie in diesen Tagen.

Mars, der alte Übeltäter – Bombenattentate, Messerattacken, Unglücksfälle, Angst vor Gewalt und Terror, Chaos und Aufruhr. Auch diejenigen unter uns, die das Glück hatten, nicht unmittelbar und direkt betroffen zu sein, sind trotzdem Teil davon geworden, sind erschüttert, verängstigt oder wütend. Aber eigentlich zeigt sich auch in diesem Schrecken nur das Potential, das in uns allen vorhanden ist und verschieden erlebt werden kann, je nachdem ob wir Opfer oder Täter sind. Wenn wir mit diesem Potential nur passiv gegenüber stehen, dann sind wir im weitesten Sinne Opfer. Nicht von Anschlägen und körperlichen Attacken, wir könnten einfach nur überfordert sein von Wahrnehmungseindrücken, die uns scheinbar überrollen. Zu viele Farben, zu viele Töne, zu viele Worte, zu viel Bewegung. Kein Ort mehr, an den wir uns zurück ziehen können, immer inmitten des Geschehens, wie ein Blatt im stürmischen Marswind. Mal hier hin, dann dort hin, rauf und runter, links und rechts, in wechselnder Geschwindigkeit, aber immer einen Tick schneller als das eigene Bewusstsein etwas zuordnen und begreifen kann.
Wenn wir eher zu denjenigen gehören, die eine feste Heimat brauchen, die Übersicht und Kontrolle über das eigene Leben suchen, dann kann es schwierig werden in solchen Zeiten. Dann kämpfen wir meist gegen den Strom und können seine Kraft nur schwer nutzen.

Die wirklichen Kämpfer unter uns, die Abenteurer und unsteten Geister, denen Mars quasi schon in die Wiege gelegt wurde, haben jetzt ihre Hoch-Zeit. Leben ist genauso wie es sein soll, wild, unvorhersehbar, nie langweilig. Da ist nicht wirklich der Anspruch an verwertbare Ergebnisse, es ist dieser wilde Kick, den auch Extremsportler suchen, wenn sie sich von Brücken und Bergen stürzen, oder aus Heissluftballons am Rande der Stratosphäre.

Mars in seiner Reinform ist einfach nur ein Naturereignis, nicht gut, nicht schlecht. Er steht am Anfang von allem, was innerhalb unseres Verständnisses mit Leben und Existenz zu tun hat. Es ist die Kraft des Urknalls, der ersten Schöpfungssekunde. Es ist der Moment unserer Zeugung und der Moment unserer Geburt als Individuum. Dann wenn wir unseren ersten, eigenständigen Atemzug tun.
Seltsamerweise wird dieser Moment fast immer begleitet von einem Schrei. Unserem ersten Schrei, meist kein Freudenjauchzer, sondern eher ein Aufbegehren.

Denn auch das ist Mars. Dann wenn er an die Grenzen seiner Bewegungs- und Entfaltungsfreiheit stößt, wenn er sich unter- und einordnen muss, in Struktur und Form eingefügt wird. Dann entsteht meistens sofort und unmittelbar Widerstand. Wenn nichts mehr so ist wie es sein soll, und es nicht mehr möglich scheint einzugreifen, sich frei zu bewegen und aktiv zu gestalten, dann wird dieselbe Energie, die Berge versetzen und neue Welten erschaffen kann, zu einer Kraft, die alles zu zerstören sucht, was sie behindert.

Wut, Ärger, Zorn und Hass nennen wir die empfundenen Auswüchse davon, dass was wir in diesen Momenten unmittelbar erleben. Einmal in Gang setzt, entsteht in kürzester Zeit, in Sekundenbruchteilen, eine Vision von Welt, in der es nur noch Feinde und Gegner gibt. Kein Mitleid und kein Mitgefühl ist mehr vorhanden, nur noch der dumpfe Drang zu schaden und zu zerstören, sei es über Worte, Gesten oder Handlungen. Dieselbe Energie, die Leben erst ermöglicht, kann auch in einem einzigen Augenblick alles zerstören. Zumindest ist sie der Antrieb dazu.

Und wer sich dieser Kraft einmal geöffnet hat, sei es aus Naivität oder Absicht, ist im Grunde schon im selben Augenblick verloren. Geht unter in dem Fluss der destruktiven Kräfte, verliert jedes Bewusstsein und jede Individualität. Nur noch ein dumpfer Archetyp in einem dunklen Universum, in dem die Vorstellungen so gebunden sind, dass nur ein Sinken auf den letztendlichen Grund der Dinge, Wandlung und Veränderung verspricht. Dort wo wieder ein neuer Funke Hoffnung entsteht, der sich zu einer kraftvollen Vision auswächst, die den kleinen und selbstbezogenen Rahmen sprengt, in dem sich alles so verdichtet hat, dass kaum noch Luft zum atmen bleibt.

Das ist die andere Seite von Mars, die dunkle Seite seiner Macht, die von alters her im Zeichen des Skorpions angesiedelt war.

Wobei man bei all diesen Zuordnungen auch eine gewisse Vorsicht walten lassen sollte. Denn vor dem Hintergrund, dass Mars den Anfang ALLER Dinge darstellt, ist es gewissermaßen unfair, ihm all das alleine aufzulasten. Auch im Zusammenhang mit Ärger und all seinen Erscheinungsformen geht es hier ja nur um den ersten Augenblick, den ersten Impuls, der dann in folgenreicher Konsequenz zum beschriebenen Erleben oder Ausdruck wird.

In diesem ersten Moment ist also weder Ärger, noch Nicht-Ärger, greifbar oder fassbar, es ist lediglich ein Impuls der noch alle Möglichkeiten der späteren Erscheinungsformen in sich trägt. Er kann als solcher aber genauso schnell verschwinden wie er gekommen ist. Erst wenn er sich in das Prinzip von Ursache und Wirkung einklinkt, aus Mars-Widder Energie die venusische Stier-Form und alles folgende entsteht, dann wird fassbar, was vorher nur ein Blitz in dunkler Nacht war.

Venus-Stier ist somit nur die konsequente Fortführung einer dynamischen Abfolge, die wir dann auch „dingfest“ machen können. Ab einem gewissen Zeitpunkt in dieser Entwicklung wird Leben greifbar, findet eine Form. Teilchen fangen an ihren Bewegungsimpuls auf ein Zentrum zu beziehen, statt chaotischen Richtungsänderungen, die nie vorhersehbar sind, entstehen Wiederholungen und dadurch Orientierung und Struktur. Die Geburt der Substanz.

Vieles von dem, was wir im allgemeinen Mars alleine zuordnen, entsteht also erst aus einer Interaktion mit anderen Prinzipien. Die wiederum aber erst entstehen können, wenn es den Anfangsimpuls gibt. Ist da NICHTS erfolgt auch keine Interaktion, entstehen auch keine neuen Prinzipien, keine Entwicklung, keine Dynamik, kein Ablauf. Die Essenz dieses Impulses erschafft entsprechend seiner Eigenheiten die Welten und Erscheinungen, die wir „zu einem späteren Zeitpunkt“ dann in anderer, beständiger Form erleben.

Mars ist also nicht per se schon ein Übeltäter, erst wenn der eigentlich schöpferische Grundimpuls auf Widerstände trifft, auf Hindernisse und Begrenzungen, entstehen die Voraussetzungen für das, was ihm als destruktive Eigenschaften zugeschriebenen werden. Und es gibt durchaus Lebensituationen, in denen es wichtig und nötig ist, Hindernisse aus dem Weg zu räumen. In wieweit dass dann einer guten Sache und auch anderen nützt, oder nur den eigenen Wünschen und Vorstellungen, hat weniger mit Mars zu tun, als mit der Kultivierung anderer geistiger Fähigkeiten. Die ihm zugeschriebenen Empfindungen von Ärger, Hass und Wut kommen also nur durch das Zusammenwirken vieler Faktoren zusammen. Ein Kessel Buntes, gewürzt mit seltsamen Konzepten, überzogenen Feindbildern und Wertvorstellungen, mangelndem Selbstwert, verstohlener Paranoia. Und am Ende muss immer jemand und etwas ja zu all dem sagen, willens sein dafür auch zu verletzen und schlimmeres.

Der alte Übeltäter ist also freizusprechen von jeglicher Alleinschuld. Gut möglich, dass diejenigen, die sich auf den langen Weg der Selbstdisziplin und Auseinandersetzung mit den eigenen Defiziten und Schwächen im Umgang mit Wut und Zorn machen ihn am Ende ganz anders erleben.

Als ein Prinzip, dass sich von Ängsten nicht beeindrucken lässt, mutig ist und vorwärts schreitet, da wo andere Prinzipien einen zweifeln lassen und zaudern. Es ist Mars, der als erster ohne Nachzudenken in den Fluss springt, um einen Ertrinkenden zu retten, und es ist Mars, dessen Impulskraft uns aufstehen lässt um neu anzufangen, wenn wir wieder einmal an uns und der Welt gescheitert sind. Widder-Mars ist auch der legitime Ausdruck, der energetische Nachfolger von Neptun-Fische, dem scheinbaren Ende des Kreislaufs. Und je nachdem, ob die Erfahrung von Neptun eher einem tranceähnlichen Dämmerzustand gleicht, oder ob sie wach und bewusst erlebt wird, wird auch ein dem entsprechender Impuls entstehen. Beide Prinzipien sind unmittelbar verknüpft.

Insofern kann Mars auch Ausdruck höchster Bewusstheit sein, von bestimmender Eindeutigkeit. Und selbst wenn es nicht immer leicht ist, seine wilde Kraft dorthin zu lenken, wo sie zur Ursache für Hilfreiches und Gutes in der Welt werden kann, so bleibt er doch der Anfang aller Dinge.

Ein göttlicher Funke, der Ursprung der Schöpfung, das erste Licht an jedem neuen Tag.

Bilder: Bad day…nice Halloween - Frédéric DUPONT from Yerres, France via Wikimedia Commons

Donnerstag, 28. März 2024

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