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Lampedusa - Flucht in den Tod

Als Bernardo Maria Sanvisente am 22. September 1843, zusammen mit 90 Männern und 30 Frauen aus Sizilien, kurz vor Jungfrau-Neumond eine unbewohnte Insel betrat, um sich dort nieder zu lassen, konnte er nicht wissen, dass sein erster Tagebucheintrag 170 Jahre später fast wie eine Prophezeiung wirken würde:

„Lampedusa ist wie eine wunderbare und attraktive Frau, die ihre Reize anfangs verhüllt und nur nach und nach mehr davon preisgibt. Und während die Zeit vergeht, werden wir immer mehr zu Sklaven, die alles an ihr verehren: die arrogante und faszinierende heiße Sonne, die Farben und die Klarheit des Meeres, den mächtigen Wind und ihre mystischen Landschaften.“

Lampedusa – ein Symbol für die Hoffnung auf ein freies Leben, ausgedrückt im Gründungs-Horoskop durch eine Sonne-Uranus Opposition. Heute für Millionen von Flüchtlingen ein Symbol für Europa, das Land, in dem Milch und Honig fließen, in dem alle Sehnsüchte befriedigt werden. Jupiter-Neptun Konjunktion im Wassermann, mehr unbegrenzte Hoffnung auf ein Leben im Überfluss findet sich in einem Chart selten so deutlich ausgedrückt.

Aber der Jupiter-Neptun Mythos der Insel wird auch noch durch eine andere Geschichte begründet. Am 25.06.1561 wird der Matrose und Fischer Andrea Anfossi bei einem Piratenangriff auf seine Heimatstadt gefangen genommen und verschleppt. Ein Sklave fortan, der Wochen später mit dem Freibeuter-Schiff auf Lampedusa landet. Er soll dort Holz schlagen, für die Weiterfahrt, und da es von der Insel kein Entkommen gibt, durchstreift er sie alleine und unbewacht auf der Suche nach geeigneten Bäumen. In seiner Verzweiflung kniet er nieder und bitte den Himmel um Hilfe. Eine Lichterscheinung in einem nahen Busch führt ihn zu einem Gemälde der Jungfrau Maria, zusammen mit dem Jesus-Kind und der heiligen Katharina, einer Märtyrerin aus Ägypten. Anfossi legt ein Gelübde ab, sollte ihm die Flucht vor den Piraten gelingen, würde er der Mutter Gottes einen Tempel auf seinem kleinen Bauernhof in Ligurien bauen, um das Bild dort in Ehren zu halten.

Anfossi baut sich sich selbst ein kleines, behelfsmäßiges Boot und wann immer die Piraten ihm zu nahe kommen, flüchtet er aufs offene Meer. Wie durch ein Wunder schaffen es selbst die schnellsten Schiffe nicht, ihn aufzubringen. Und auch hier im Jahr nach seiner Gefangennahme findet sich wieder das selbe Siegel in der Zeitqualität – Jupiter in Konjunktion mit Neptun. Diesmal Ausdruck einer religiösen Vision und der Hoffnung auf himmlischen Beistand, auf ein Wunder, dass sich tatsächlich ereignet. Vierzig Jahre dauert sein Einsiedlertum, bis er schließlich, vermutlich am 08. September 1602 die Küste seiner Heimat erreicht. 1500 Meilen soll er insgesamt in dieser Zeit auf dem Meer mit seinem kleinen Boot zurück gelegt haben, immer auf der Flucht, und doch am Ende unversehrt. Sein Segel war das Bild der Mutter Gottes.

Vielleicht hat auch dieser Hintergrund dazu geführt, dass der neue Papst Franziskus, am 08. Juli 2013 die Insel besuchte und eine bemerkenswerte Rede gehalten hat. Bemerkenswert auch, weil an diesem Neumond-Tag vier Planeten im Zeichen Krebs standen, am Vorabend des großen Trigons von Jupiter, Neptun und Saturn.

Die Kultur des Wohlergehens, die uns an uns selber denken lässt, macht uns unsensibel für die Schreie der anderen, sie lässt uns in Seifenblasen leben, die zwar schön sind, aber nichtig, die eine Illusion des Unbedeutenden sind, des Provisorischen, die zur Gleichgültigkeit dem Nächsten gegenüber führt und darüber hinaus zur einer weltweiten Gleichgültigkeit! Von dieser globalisierten Welt sind wir in die globalisierte Gleichgültigkeit gefallen! Wir haben uns an das Leiden des Nächsten gewöhnt, es geht uns nichts an, es interessiert uns nicht, es ist nicht unsere Angelegenheit!

Und es ist wieder geschehen. Am Morgen des 03. Oktobers hörten Anwohner der Insel gegen 04:00 h erste Hilferufe. Nach zwei Tagen auf offener See war eines der berüchtigten Schlepperboote nur einige hundert Meter von der Küste entfernt in Seenot geraten. An Bord schätzungsweise 500 Flüchtlinge, die meisten von ihnen stammten aus Somalia. Das Land, das heute für sein Piratentum bekannt und berüchtigt ist, in dem Warlords und Clans regieren, die Angst und Schrecken verbreiten.

Von der Hauptstadt Mogadishu bis zur lybischen Küstenstadt Misrata, von wo aus die Flüchtlinge ihre Fahrt nach Lampedusa antraten, sind es knapp 4 600 km. Quer durch Afrika, unter Entbehrungen und größten Härten, um überhaupt die Küsten zum Mittelmeer zu erreichen. Alles von der Hoffnung getragen, dass es dort, im Paradies Europa möglich wäre, ein menschenwürdiges Leben zu führen. Vielleicht Arbeit zu finden und mit dem verdienten Geld, die zurückgebliebenen Familien zu unterstützen. Aus anderen Teilen des schwarzen Kontinents kommen sie, weil Hungerskatastrophen und immer länger anhaltende Dürreperioden, die Sicherung der eigenen Existenz unmöglich machen. Oder sie flüchten vor Krieg und Massakern, bei denen Millionen von Menschen ums Leben kommen.

Niemand nimmt solche Strapazen ohne Not auf sich, wie groß muss die Erleichterung gewesen sein, als man sich schon fast am Ziel wähnte. Aber auch hier wieder eine rätselhafte Übereinstimmung. Wieder ist es Sonne in Opposition zu Uranus, die das Zeitbild beherrscht. Uranus, das Bild des Chaos und der Brüche, Strukturen werden plötzlich und unerwartet auseinander gerissen, funktionieren nicht mehr nach üblichen Maßstäben. Schnell kann aus einer Kleinigkeit etwas werden, das nicht mehr kontrollierbar ist. Wie an diesem Morgen, kurz vor Sonnenaufgang, als jemand auf die Idee kommt, eine Decke anzuzünden. Um auf das Boot aufmerksam zu machen. Das Feuer breitet sich aus, Menschen springen über Bord, Menschen die nicht schwimmen können.

Es ist 04:00 h morgens als die Tragödie beginnt, und es ist 7:20 h als endlich die Küstenwache eintrifft, fast 3 ½ Stunden später. In der Zwischenzeit versuchen Fischer und Privatpersonen mit ihren kleinen Booten zu retten, wer noch zu retten ist. Immer in der Gefahr später selbst unter das ominöse italienische Schleppergesetz zu fallen:  wer Flüchtlingen hilft und sie an Bord des eigenen Schiffes nimmt, muss damit rechnen, angeklagt und enteignet zu werden.

Sonne in Opposition zu Uranus, beide im Quadrat zu Pluto.

Am anderen Ende der Welt wird nur wenige Stunden später eine junge Frau mitten im politischen Herzen der USA erschossen. Weil sie in Panik geriet, falsch reagierte. Und die Beamten dieses Verhalten ebenso falsch interpretierten. Und ebenso so falsch reagierten.

Sonne in Opposition zu Uranus, beide im Quadrat zu Pluto.

Wenn man so möchte, beides „nur“ Unfälle. Schicksalshafte Verkettungen von vielen Einzelheiten, die sich am Ende zu einem Ergebnis summieren, dass niemand erwartet hat und wollte. Und ja, beides hätte verhindert werden können. Das ist das Schreckliche hinter den Tragödien. Genauso wie der Verdacht auf unterlassene Hilfeleistung. Denn man muss nur kurz in der Geschichte der Schiffsunglücke (und auch dies ist eines) zurück gehen, um diesen unsäglichen Geschmack zu verstärken.

Als am 13. Januar 2012 um 21:45:07 die Costa Concordia einen Felsen rammte, war sie ebenfalls nur einige hundert Meter von der Küste einer italienischen  Insel entfernt. Die ersten Rettungsboote der Küstenwache trafen 45 Minuten später ein, obwohl zu diesem Zeitpunkt auch auf dem Schiff erst das Signal zum Verlassen gegeben wurde. Bis dahin hatte die Besatzung und der Kapitän das Unglück abgewiegelt, sprachen von einer vorübergehenden Panne, die bald behoben sein würde. Die Costa Concordia war vollgepackt mit Touristen aus ganz Europa, knapp eine Stunde nach der Kollision waren zahlreiche Boote im Einsatz, darunter auch drei große Inselfähren. Eine weitere Stunde später kreisten zusätzlich bis zu acht Hubschrauber gleichzeitig über dem Unglücksort.

Man stelle sich vor, all die Helfer hätten per Gesetz eine Strafverfolgung befürchten müssen. Und man stelle sich den Aufschrei der Empörung vor, wenn das erste Rettungsboot erst 3 ½ h nach der Kollision eingetroffen wäre. Zweiunddreißig Menschen fanden trotz alledem den Tod, zehnmal mehr waren es jetzt vor Lampedusa.

Angesichts dessen bleibt nicht viel mehr als Bestürzung, Empörung und die Befürchtung, dass die Insel der Hoffnung und Visionen auch in Zukunft für viele Flüchtlinge nur eine unerfüllte Sehnsucht bleiben wird. Und sie statt einem besseren Leben, Freiheit und Frieden nur den Tod finden werden. Man muss wohl die innere Größe eines Papst Franziskus haben, um dann zumindest noch die Bitte um Vergebung zu äußern:

Wir bitten um Verzeihung für die Gleichgültigkeit so vielen Brüdern und Schwestern gegenüber, wir bitten um Verzeihung für die, die es sich bequem gemacht haben, die sich im eigenen Wohl eingeschlossen haben und das Herz betäubt haben, wir bitten dich, Vater, um Verzeihung für diejenigen, die mit ihren Entscheidungen auf höchster Ebene Situationen wie dieses Drama hier geschaffen haben.

Und vielleicht, um dem Jupiter-Neptun Mythos der Insel gerecht zu werden, darf man auch die Bitte äußern, dass die Götter selbst vom Himmel herab steigen mögen, um kommende „Boat-People“ in einen sicheren Hafen zu geleiten. So wie damals, als Zeus sich in einen mächtigen Stier verwandelte, und seine Geliebte Europa zu einer anderen Insel trug. Man stelle sich vor, sie wäre stattdessen auf einem Schlepperboot gelandet und mit diesem untergegangen. Der Kontinent, in dem Milch und Honig fließen, hätte heute nicht einmal einen Namen.

 

Freitag, 29. März 2024

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